Das Phosphorit-Vorkommen in unserem Flurbereich ist das, was man im allgemeinen mit Bodenschätze bezeichnet. Da aber Phosphorit nicht wie Eisenerz in geschlossenen Lagern vorkommt, ist der Abbau sehr aufwendig und teuer. Er wurde wahrscheinlich auch aus diesen Gründen eingestellt.
In Freienfels hat man dieses Phosphorit, das in verschieden großen Knollen im Erdreich lagert und mit Löß und viel taubem Gestein behaftet ist, in einer Reinigungsanlage, die für diesen Zweck gebaut wurde, gewaschen.
Karl Heil aus Freienfels, der in den Jahren 1917 bis 1920 einer der zehn Beschäftigten war, berichtet über die technische Einrichtung, die damals in einem Gebäude betrieben wurde. Dieses Gebäude wird heute (1984) von der Familie Schneider als Wohnhaus und das Gelände als Gärtnerei genutzt.
Der Abbau des Phosphorits sowie dessen Reinigung wurden von den "Vereinigten Deutschen Düngemittelfabriken" betrieben.
Herr Heil berichtet, daß das abgebaute Phosphorit mit Pferden oder auch mit Kuhfuhrwerken von den im Ort und in Ortsnähe wohnenden Landwirten vom Schacht in den Fluren Grundeck, Kalk, Kisselsgräben und Almosboden zur Waschanlage gefahren wurde.
Die Fuhrwerke wurden an der Weinbacher Straße entladen. Über eine Rutsche gelangten die Phosphorit-Krollen in das Gebäude und dort in eine sich drehende Waschtrommel, die im Inneren ein Wasserrohr, in der Mitte und auf den Wänden eine Transportschnecke hatte (siehe nebenstehende Zeichnung).
Das Material wurde durch die Drehung der Trommel vorwärts bewegt. Durch gleichzeitig von Pumpen eingespritztes Wasser löste sich das taube Gestein.
Die Lochung der Trommel war so gewählt, daß die größeren Knollen am Ende in einen bereitstehenden Rollwagen fielen. Die kleineren Knollen fielen direkt durch und wurden über ein Schaufelwerk in den Umlauf einer zweiten Trommel gebracht. Die Pumpen spritzten auch hier unter starkem Druck die noch haftenden Lößschichten weg.
Hinter jeder Waschtrommel stand ein Rollwagen, in den verschiedene Körnungen (1 bis 3) sortiert hineinfielen. Die abgespülte Erde gelangte in ein erstes Schlammbecken. Der Überlauf brachte das schon vorgeklärte Wasser in ein zweites Becken, und von dort lief es in den Weimersbach zurück.
Der Antrieb der zwei Wassertrommeln, der zwei Pumpen und des Schaufelwerks erfolgte über eine Transmissionswelle von einer Dampfmaschine aus, die in einem Nebenraum stand.
War ein Rollwagen gefüllt, wurde er mit Muskelkraft über Drehscheiben und Gleise in Richtung Brücke gefahren. Eine Verladerampe im Bahnhofsgelände Freienfels gestattete es, den Rollwagen auf die bereitstehenden Eisenbahnwaggons, getrennt nach Körnung, zu verladen.
Es war auch gelegentlich eine Zwischenlagerung am Bahnhof notwendig, wenn in der Weiterverarbeitung kein Bedarf vorlag.
Zu der Anlage gehörten außer den Waschtrommeln und Pumpen eine Dampfmaschine, die eine Transmissionswelle antrieb, ein Holz- und Kohlenbehälter und eine Schmiedewerkstatt, in der ein Herr Zanger aus Falkenbach arbeitete und für eine intakte Anlage zu sorgen hatte.
Die Brücke zum Bahnhof (siehe Foto) wurde von der Firma Cromm aus Kubach gebaut.
In den Jahren 1919/1920 wurde die Anlage endgültig stillgelegt und später abgebaut. Karl Schneider erwarb das Gebäude und das Gelände. In der Schmiedewerkstatt hat Arnold Cromm aus Kubach noch einige Jahre eine private Schmiede betrieben.
Diese Phosphorit-Wäsche hat in den schweren Kriegs- und Nachkriegszeiten (1917 bis 1920) zehn Leuten Arbeit gegeben und einigen Landwirten einen Nebenerwerb – für unseren kleinen Ort eine beachtenswerte Tatsache.
von Albert Baumann aus "Freienfels - Entstehung, Geschichte und Leben des Ortes mit seiner Burg im unteren Weiltal"