FF 1967 1 200x150Kreisfeuerwehrverbandstag Oberlahn und Stiftungsfest der Freienfelser Wehr

Freienfels (ko). Die kleine Weiltal-Höhengemeinde Freienfels stand am vergangenen Wochenende im Zeichen des Jubiläums ihrer Feuerwehr, die ihr 35jähriges Bestehen feierte, sowie des Kreisfeuerwehrverbandstags, in dessen Verlauf Kreisbrandinspektor Ernst Joeres (Aumenau) mit einer erfreulichen Bilanz aufwarten konnte, die einen weiteren bemerkenswerten Fortschritt im vergangenen Jahr für die Wehren des Oberlahnkreises in puncto Ausrüstung und Verbesserung des Brandschutzes deutlich werden ließ. Im Anschluß an die Ortsbrandmeister-Dienstversammlung am Samstagnachmittag im Saalbau der Gastwirtschaft Jungmann, wurde von Bürgermeister Alfred Schäfer an die Feuerwehr Freienfels ein neues, modern ausgestattetes Gerätehaus und ein Löschfahrzeug übergeben.

Ein weiterer Höhepunkt war am Samstagabend der Festkommers mit einer Fülle gefälliger Darbietungen, während am gestrigen Sonntag ein Treffen ´der alten Wehrmänner mit Übergabe des neuen Verbandsbanners, eine Katastrophenschutzübung sowie der Festzug mit den Abordnungen fast aller Wehren des Kreises die wichtigsten Ereignisse der Freienfelser Festtage bildeten, die heute mit einem Frühschoppen und Volksfest zu Ende gehen.

Für die Festgemeinde und die Feuerwehr Freienfels entboten bei der Ortsbrandmeistertagung Bürgermeister Schäfer und Ortsbrandmeister Karl Zimmermann, desgleichen Brandmeister Reuter aus Herborn Grüße und Glückwünsche. Festgast war auch Landtagsabgeordneter Jürgen Klocksin (SPD). Er vertrat beim Festkommers den wegen einer wichtigen Tagung in Flensburg an der Teilnahme in Freienfels verhindert gewesenen Schirmherrn des Feuerwehrfestes, Bundeswohnungsbauminister Dr. Lauritz Lauritzen. Kreisbrandinspektor Joeres hob in seinem Jahresbericht hervor, daß im vergangenen Jahr zum Feuerwehrverband Oberlahn die beiden Werkswehren der Firma Leitz (Zweigbetrieb Kubach) sowie der Lederfabrik Möhlenbeck in Wolfenhausen hinzugekommen sind. Heute sei man mit der Feuerwehr im Oberlahnkreis so weit, daß man sagen könne: "Das Ziel der Vollmotorisierung der Wehren scheint greifbar zu sein." In den 64 Kreisgemeinden stehen 63 Löschfahrzeuge. Das 64. und 65. Löschfahrzeug werde dieser Tage in Dienst gestellt. Weitere vier Ankäufe seien vom Verbandsvorstand abgeschlossen worden.

  • Für 600 000 Mark Neuanschaffungen

FF 1967 3 150x200Zu bedenken sei ferner, daß zu jedem Fahrzeug auch eine gute Löschmaschine gehöre. Das sei im wesentlichen gleichfalls der Fall. Ein Teil der TS 4 Und TS 8 (Tragkraftspritzen) sei noch älterer Bauart und im vergangenen Jahr abgeschrieben worden. Immerhin besitze jede Gemeinde – mit zwei Ausnahmen – eine TS 8 moderner Ausführung. Die Neuanschaffung seien durch bemerkenswerte Beihilfen der Nassauischen Brandschutzversicherung ermöglicht worden. Etwa 25 Prozent der Gesamtanschaffungskosten in Höhe von rund 600 000 Mark seien im vergangenen Jahr in den Oberlahnkreis geflossen, u. a. für Löschfahrzeuge 23 200 Mark, für Gerätehäuser 45 970 Mark und für sonstige Ausrüstungszwecke 88 850 Mark. Seit etwa 8 Jahren habe der Feuerwehrverband die Anschaffung synthetischer Schläuche den Wehren empfohlen und es bis heute auf einen Stand von 28000 m gebracht. Die Wehren im Kreis üben heute kaum noch mit anderen Schläuchen, sagte Joeres. Die Gemeindeverwaltungen wüßten vielfach noch nicht, daß bei jedem gekauften synthetischen Schlauch für sie ein effektiver Gewinn von 40 bis 50 Mark stecke.

  • Verwaltungsaufgaben nehmen überhand

Kreisbrandinspektor Joeres erklärte weiter, daß der Verbandsvorstand in letzter Zeit in reinen Verwaltungsaufgaben zu ersticken drohe. Deswegen wolle er in diesem Jahr wieder in stärkerem Maße die Verbindung zur Mannschaft draußen aufnehmen. Im Ernstfall kamen im vergangenen Jahr die Wehren bei zwei Großbränden (Wolfenhausen und Weinbach), bei einem Mittelfeuer (Runkel), bei drei kleineren Bränden (Langhecke, Odersbach und Weilburg) und bei einem Waldbrand in Odersbach zum Einsatz. Zweimal wurde Fehlalarm gegeben. Außerdem mußten verschiedene größere Hilfeleistungen anderer Art von der Feuerwehr übernommen werden. Gemessen an der Brandbilanz in Hessen habe man es im Oberlahnkreis gottlob mit kleineren Fällen zu tun gehabt.

1966 seien in Hessen 3244 Brände mit einer Gesamtschadensumme von 66 131 076 Mark zu verzeichnen gewesen. Das entspreche bei einem durchschnittlichen Ansatz von 80 000 Mark je Fall der Vernichtung von 827 Wohnhäusern.

Jeden Tag ist es in Hessen zu neuen Bränden gekommen. Allein die Landwirtschaft hatte 265 Brände mit einem Gesamtschaden von 13 420 720 Mark zu verzeichnen. Die Industrie liegt mit 414 Bränden fast doppelt so hoch und hatte einen Brandschaden von 41,6 Millionen Mark. Joeres dankte abschließend allen Wehrmännern und forderte sie auf, auch in Zukunft immer dabei zu sein zum Schutz von Hab und Gut des einzelnen, zum Schutz der Heimat, den man noch verbessern wolle.

  • 3000 Wehrmänner im Kreis

FF 1967 2 200x150Zum g [Kreisbrandinspektor Ernst Joeres zeichnet verdiente Mitglieder mit dem Brandschutzehrenzeichen am Bande aus.] eschäftlichen Teil berichtete Kreisgeschäftsführer und Hauptbrandmeister August Bördner (Aumenau). Der Mitgliederstand zählt rund 3000 Wehrmänner im Kreisgebiet, genau sind es 3027. Bördner gab auch einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Sterbekasse des Kreisfeuerwehrverbands, die zu einer vorbildlichen sozialen Einrichtung geworden ist, Ende 1966 einen Vermögensstand von 84 671,14 Mark aufzuweisen hatte und für 38 Sterbefälle im vergangenen Jahr Beihilfe an Hinterbliebene in Höhe von insgesamt 11 400 Mark auszahlte. Kreisbrandinspektor Joeres unterstrich in zusätzlichen Ausführungen die Notwendigkeit der Sterbekasse und meinte, es sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, mit der Regierung als Aufsichtsorgan, Fühlung wegen einer größeren Auszahlung aufzunehmen sowie zu erwägen, ob man nicht auch die Familienangehörigen in die Verbandssterbekasse mit einbeziehen sollte bzw. sie mitversichern zu lassen. Als besonderes Merkmal hob Joeres ferner hervor, daß die Sterbekasse ohne einen Pfennig Verwaltungskosten von Geschäftsführer Bördner geführt wird.

  • Verbandstag 1968 im Westerwaldteil des Kreises

Als Termin für die Einreichung von Vorschlägen für den Veranstaltungsort des nächstjährigen Kreisfeuerwehrverbandstags wurde von Joeres der 30. Juni d. J. angegeben. Anträge von interessierten Wehren (der Veranstaltungsort muß im Westerwald des Kreises liegen) sind bis dahin dem Vorstand zuzuleiten. Die Entscheidung über den Veranstaltungsort wird in einer Dienstversammlung etwa Ende Juli getroffen werden.

Anschließend an die Ortsbrandmeisterdienstversammlung kam es zu einer kurzen Übergabefeier des neuen Gerätehauses und eines Löschfahrzeugs an die freiwillige Feuerwehr Freienfels durch Bürgermeister Alfred Schäfer. Es war dies sozusagen die Morgengabe der Gemeinde an ihre Wehr zum 35. Geburtstag, wobei der Bürgermeister ihr den Dank der gesamten Bürgerschaft übermittelte.

Nur wenige Stunden Später stieg im vollbesetzten Festzelt der Jubiläumskommers, zu dem Ortsbrandmeister Zimmermann mehrere Ehrengäste, so MdL Klocksin (SPD), Bürgermeister Karl Medenbach aus Blessenbach als 1. Vorsitzenden der Bürgermeistervereinigung Oberlahn, Rektor Scheerer von der Weilburger Spielmannschule, Kreisbrandinspektor Joeres, Bürgermeister Schäfer und viele andere begrüßen konnte. Wir werden über den Ablauf des Abends noch ausführlicher berichten.

  • Ehrung der Dienstjubilare

Geehrt und ausgezeichnet mit dem vom hessischen Ministerpräsidenten verliehenen silbernen Brandschutzehrenkreuz am Band, das ihnen Kreisbrandinspektor Joeres mit Verleihungsurkunde überreichte, wurden die der Jubelwehr Freienfels seit 25 und mehr Jahren angehörenden Mitglieder Hermann Klein, Friedrich Schäfer, Otto Stahl, Willi Nickel, Richard Erbe, Wilhelm Hainz, Erich Freitag, Friedrich Hardt, Albert Klein, Paul Mück, Rudolf Schmidt, Karl Welker, Karl Zipp, und Karl Zimmermann.

Quelle: Weilburger Tageblatt, 05.06.1967